University of Bremen


 

Projektpartnerschaften der Hochschulkooperation zwischen Deutschland, Russland und Frankreich seit 2000
 


 


"Transformation von Strukturen und Identitäten europäischer Gesellschaften"


 Projektjahr 2003/04  

(01.03.2003 - 31.07.2004)

Vorbemerkung und Danksagung

Der nachfolgende Sachbericht fasst die Ergebnisse unserer Projektpartnerschaft mit zwei Moskauer Partner-Hochschulen sowie mit der der Univ. Paris VIII zusammen, welche im Jahr 2003 zum Themenbereich „Transformationen und Identitäten in den Gesellschaften Europas“ durchgeführt wurden, und die sich darüber hinaus auch im Jahr 2004 fortsetzen. Der Berichtszeitraum bezieht sich damit auf den zweiten Projektabschnitt während der Periode vom 1. 3. 2003 – 31.07.2004.

Die Projektpartnerschaft hat bei einer Reihe von Anfangsschwierigkeiten in der Aufbauphase nun im 2. Projektabschnitt im Jahr 2003 eine erfolgreiche Entwicklung genommen, welche in der dritten Phase 2004 konsolidiert werden konnte. Diese Entwicklung ist zum Grossteil durch die Finanzierung durch den DAAD ermöglicht worden. Als Projektverantwortliche möchte ich hierfür dem DAAD meinen Dank aussprechen.

1. Projektbericht

Das Kooperationsprojekt begann in der Anschubphase 2002 zunächst mit einem individuellen Austausch von Wissenschaftlern und Studierenden, sowie einem in Bremen etablierten, wöchentlich stattfindenden Kolloquium. Neu im Berichtszeitraum sind nun vier strukturierte Aktivitäten, innerhalb derer der individuelle Hochschullehrer- und Studierendenaustausch erfolgt:

(1)   Eine Curriculums-Strukturentwicklung, welche die Institutionalisierung der im Trilat-Programm begonnenen Kooperationen befördert; 

(2)   die Entwicklung und Durchführung eines interdisziplinären, sowohl in Moskau als auch in Bremen durchgeführten Moduls  „Comparative European-Russian Studies“, das im Sinne von „credit points“ für die Studienleistungen anrechenbar ist;

(3)  „Bremen in Moskau/Campus unterwegs“: die derzeit zum 2. Mal realisierte Teilnahme von vier Bremer Studierenden an einem zweimonatigen Sommer-Intensivsprachkurse an der PFUR/Moskau;  im Austausch mit drei russischen Studierenden, die am Sommer­sprach­kurs Deutsch an der Universität Bremen teilnehmen. Besonderes Merkmal ist die Einbettung dieser Aktivität in ein strukturiertes und reguläres Kurs-Angebot an beiden Universitäten.

(4)   Darüber hinaus erhielten im Jahr 2003 fünf russische Studierende DAAD-Stipendien für kürzere oder längere Studienaufenthalte an der Universität Bremen, wo sie in reguläre Lehrveranstaltungen eingebunden wurden, Scheine erwarben und ihre Abschlussarbeiten vorbereiteten (Mruz, Neuaschwa, Suschteschenko, Arutyunova, Manouilskaia);

(5)   Es wurde ein erster Band an Unterrichts-Materialien in englischer und deutscher Sprache unter dem Titel „Similar Problems – different Perspectives: Comparative European – Russian Studies“ erstellt, zu dem die Mehrzahl der Teilnehmer an dem Programm einen Beitrag geschrieben haben.

 

(1) Curriculums-Strukturentwicklung als Rahmenbedingungen für die Kooperation

Im Zusammenhang mit dieser Kooperation Jahr wurde im Jahr 2003 an der RGGU ein interdisziplinäres MA-Nebenfachstudium „European Studies“ eingeführt, sowie an der PFUR ein „Institut für Europastudien“ gegründet, beide allerdings auch mit nicht unerheblicher finanzieller Unterstützung seitens weiterer Partneruniversitäten in der Schweiz (Fribourg) und Portugal.

Auf Seiten der Universität Bremen hat eine Gruppe von Kollegen, unter der Federführung der Berichterstatterin, zwischenzeitlich ein neues internationales BA – Programm „Integrierte Europastudien“ entwickelt, das zum WS 2004-5 beginnen wird. Dieses umfasst einen Zweig „Kulturgeschichte Ost-/Ostmitteleuropas/Polonistik, mit der Möglichkeit des russischen oder polnischen Spracherwerbs im Umfang von 20 SWS. In Verbindung mit einem Pflichtsemester an einer unserer Partneruniversitäten in Moskau – RGGU oder PFUR – sowie in Krakau und Warschau sollen die Studierenden das Sprachniveau B 2 erreichen können.

(2)   Interdisziplinäres Modul  „Comparative European-Russian Studies“

Dieses Modul wurde bislang zweimalig realisiert :

-       in Form eines fünftägigen Blockseminars im Oktober 2003 an der RGGU. Daran nahmen von Bremer Seite zwei Hochschullehrer (Liebert, Eichwede) sowie drei Bremer Nachwuchswissenschaftler/innen (de Keghel, Allnoch, Packham) teil; von Moskauer Seite beteiligten sich ca. 10 Hochschullehrer sowie 30 Studierende;

-       in Form eines zweitägigen Blockseminars am 5./6. Juli 2004 an der Universität Bremen/Jean Monnet Centre. Daran beteiligten sich zwei russische und HL (Pochta, Michaleva), ein lettischer Hochschullehrer sowie eine russische Doktorandin, und von Bremer Seite fünf Hochschullehrer (Eichwede, Schröder, Krasnodebski, Liebert, Schlott), eine Reihe wissenschaftlicher Mitarbeiter (Donnelly, Garstecki), Doktoranden (Röder, Schatral), sowie ca. 15 Studierende.

Die Leistungen der deutschen und russischen Studierenden – mündlich vorgetragene Papers, die aufgrund der Kommentare der heimischen und der Gastwissenschaftler anschließend schriftlich auszuarbeiten sind – werden mit „credit points“ bewertet und sind für die Studienleistungen anrechenbar.

Der organisatorische und Kosten-Aufwand zur Realisierung dieses Moduls ist allerdings nicht unerheblich. Wenn wir dieses turnusmäßig im Frühjahr oder Herbst 2005 wieder in Moskau durchführen wollen, bedarf es aufgrund der Finanzkrise der RGGU (infolge des Falles von Yukos) einer Drittmittelfinanzierung.

(3)   „Bremen in Moskau/Campus unterwegs“

Derzeit ebenfalls zum 2. Mal nehmen vier Bremer Studierende an einem zweimonatigen Sommer-Intensivsprachkurse an der PFUR/Moskau teil.

-       Die erste Gruppe im Sommer 2003 (Hils, Schmidt, Heuer, Schabacher) erhielt ein Stipendium des DAAD; ihrer Vorbereitung in Bremen diente ein Russisch-Einführungskurs durch  eine fortgeschrittene russische Muttersprachlerin.

-       Die zweite Gruppe im Sommer 2004 (Schatral, Stracke, Börning, Peters) wird durch einen Zuschuss seitens der Konrektorin für Internationale Beziehungen der Universität Bremen gefördert. Die Sprachkurs- sowie Unterbringungskosten übernimmt die PFUR. Umgekehrt besuchen derzeit drei russische Studierende den Sommersprachkurs Deutsch an der Universität Bremen, gefördert durch Stipendien des International Office der Universität Bremen. Besonderes Merkmal dieses Programms ist, dass es in ein reguläres Kurs-Angebot an beiden Universitäten eingebettet sein soll. So bot die  Berichterstatterin sowohl im WS 2003-4 als auch im SS 2004 im Rahmen des politikwissenschaftlichen Lehrangebots LV zum Thema „European-Russian Comparative Studies“ an, aus deren Teilnehmer/innen sich die Stipendiaten für den Sommerkurs in Moskau rekrutieren.

(4)   Unterrichtsmaterialien

Es wurde ein erster Band an Unterrichts-Materialien in englischer und deutscher Sprache unter dem Titel „Similar Problems – different Perspectives: Comparative European – Russian Studies“ erstellt, zu dem die Mehrzahl der Teilnehmer an dem Programm einen Beitrag verfasste. In den neuen Unterrichtsprogrammen, wie sie an der RGGU (unter der Leitung von G. Michaleva) und an der PFUR (unter der Leitung von Y. Pochta) etabliert werden, ebenso wie im BA Integrierte Europastudien an der Universität Bremen soll diese Publikation eingesetzt werden. Um eine Annäherung der Studienprogramm-Rahmen- bedingungen an unseren drei Hochschulen zu erreichen, müssen aber noch weitere Anstrengungen getätigt werden, wenn die Inhalte der Lehrmodule und die Lehrmaterialien „European Studies“ aufeinander abgestimmt werden sollen. Hiere bestehen offensichtliche Desiderate und ein eingestandener Nachholbedarf auf beiden Seiten.

(5)   Individueller Austausch

Neben den fünf russischen Studierenden konnten aus Gründen der Mittelknappheit leider keine weiteren Hochschullehrer der beiden Moskauer Partneruniversitäten (PFUR und RGGU) an die Universität Bremen eingeladen werden.

(6)   Koordinierungsreisen deutscher Hochschulwissenschaftler nach Frankreich

-       Prof. Kissel unternahm im Rahmen einer Koordinierungsreise eine Kontaktaufnahme und Absprache unserer Planungen mit den französischen KollegInnen an der Paris VIII, u.a. Prof. Beatrice Giblin. Damit wurde die bereits etablierte Erasmus-Beziehung personell erweitert und verstärkt.

 

2.   Zusammenfassung und Ausblick

2.1 Die Essays, Hausarbeiten sowie Zwischen- und Endberichte der deutschen und russischen DiplomandInnen/DoktorandInnen, die an den verschiedenen Aktivitäten teilnahmen, zeigen, dass diese grossen Gewinn aus der Kooperation zu ziehen vermochten. Die Betreuung ihrer Studien und Forschungsarbeiten schätzten sie in der Regel als überdurchschnittlich ein.

2.2 Die Steigerung der Mobilitaet der deutschen sowie russischen Studierenden und Doktoranden wird aber leider nicht nur durch finanzielle Mittelverknappung sondern auch durch die restriktivere Handhabung der Visaerteilung erschwert. Andererseits ist der Versuch mit gutem Erfolg gelungen, deutsche Studierende nicht nur der Slavistik oder Osteuropawissenschaften, sondern auch der Sozial- und Politikwissenschaften bzw. „European Studies“ mit unzu­reichenden Russisch-Kenntnissen einzubeziehen. Das geweckte Interesse und die Nachfrage ist erheblich und sollte auch künftig befriedigt werden können.

2.3 Beide Moskauer Partnerhochschulen sind weiterhin stark motiviert und geeignet, die Kooperation fortzusetzen und zu vertiefen. Die PFUR (1968 gegründet) praktiziert aufgrund ihres traditionell hohen Ausländeranteils besonders innovative und effektive Modelle der Sprachvermittlung, welche an der Universität Bremen vorhandene Schwächen in diesem Bereich ausgleichen können. Dieses neue „Modell“ hat sich für Bremer Studierende 2003 bereits bewährt. Die RGGU ist dagegen für Studierenden und Doktoranden der Kulturgeschichte Osteuropas, die bereits Russisch-Kenntnisse besitzen, aufgrund der dort vorhandenen innovativen huma­nistischen Forschungsansätze („oral history“ etc.) weiterhin ausserordentlich lohnend. Die strukturelle Verzahnung mit dem in Bremen etablierten BA und MA und Promotions­schwerpunkt „East European and EU Studies“ ist auf gutem Wege aber noch längst nicht am Ziel angekommen.

2.4 Die Hochschulleitungen der Universität Bremen und der PFUR haben Anfang des Jahres einen bilateralen Hochschul-Kooperationsvertrag abgeschlossen, mit dem Ziel, die erprobten und bewährten Formen des Austauschs und der Kooperation zwischen unseren Universitäten auf eine Weise zu institutionalisieren, dass sich die auf beiden Seiten vorhandenen Ressourcen und Interessen ergänzen.

2.5 Weitere Planungen: inhaltliche Weiterentwicklung gemeinsamer Lehraktivitäten im Rahmen der o.g. Module; gegenseitige Einladung zur Teilnahme an Konferenzen, z.B.

- PFUR, internationales Symposium „Russia, France, Germany and Portugal in a context of European integration“ (Moskau, 14-16. Oktober 2004).

Prof. Dr. Ulrike Liebert
November 2004

   
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